Chronik

Die Vereinsgeschichte in einem kurzen Überblick
Von den frühen Anfängen in Leversbach und Rath bis in die jüngere Vergangenheit
von Joachim Klages

Wie das Gründungsjahr 1949 zeigt, ist der SC Mausauel Nideggen 1949 e.V. deutlich jünger als seine Nachbarvereine. Er ist kein Traditionsverein im klassischen Sinn. Auch liegen seine Ursprünge nicht in Nideggen, sondern in den Nachbarorten Leversbach und Rath. Von Anfang an war er das Ergebnis der Zusammenarbeit von Sportlern aus verschiedenen Orten.
Als am Sonntag, dem 30. November 1949, im Saal der Leversbacher Gaststätte Grötzinger die Fußballgemeinschaft Leversbach-Rath gegründet wurde und man hiernach rasch zum Frühschoppen überging, war das heutige Einzugsgebiet unseres Vereins rund umNideggen noch ein fußballerisches Niemandsland. In den Nachbarorten Berg, Thum, Boich oder Üdingen wurde demgegenüber teilweise bereits seit dem Anfang des letzten Jahrhunderts organisiert in einem Sportverein
Fußball gespielt.


Gründung der F.G. Leversbach-Rath

Möglich wurde die Gründung der damals jungen Fußballgemeinschaft nur, weil sich einige ältere Spieler, die bereits vor oder im Krieg Fußball gespielt hatten, sowie sportlich Interessierte, wie der aus Schmiedeberg (heute Tschechien) stammende Heimatvertriebene Walter Ott, der mit einem Kriegskameraden nach dem Krieg nach Rath gekommen war, und überdies andere Begeisterte mit Vereinserfahrung zusammengefunden hatten mit dem Ziel, auch in Leversbach und Rath organisiert Fußball zu spielen. Die Mannschaft wurde überwiegend von Einheimischen gestellt. Man spielte einen kampfstarken Fußball auf
dem Rather „Heideacker,“ der sich im Bereichdes heutigen Wohngebietes „Im Waldwinkel“ befand und sich insbesondere dadurch ausgezeichnet haben soll, dass jede Mannschaft eine Halbzeit „bergauf“ spielen musste. Anfänglich spielte man in der dritten Kreisklasse. Die Mannschaft wurde durch Kameradschaft zusammengehalten und von den Einheimischen begeistert unterstützt. Dadurch stellten sich die ersten sportlichen Erfolge ein. Insbesondere dank der Tatkraft von Walter Ott, wurde eine Jugendabteilung aufgebaut, welche gut ausgebildete Nachwuchsspieler an die Seniorenmannschaft heranführte. Nach ihm ist in Rath heute eine Straße benannt.


Fusion zur F.G. Mausauel 1949 e.V.
Bis 1959 spielte auch die Nideggener Jugend in den Mannschaften der „F.G. Leversbach-Rath.“ Infolge des sportlichen Aufschwungs und des zunehmenden Interesses der Nideggener Bevölkerung gründete sich am 28. Juni 1959 im Lokal Leisten („Haus Vogelsang“) der Sportclub Nideggen 1959. Schnell erkannten die Verantwortlichen beider Vereine, dass die so ntstandene Konkurrenzsituation beide Vereine schwächen würde. Als die Mannschaft der F.G. Leversbach-Rath in der Saison 1960/1961 von der dritten in die zweite Kreisklasse aufstieg, bildeten beide Vereine schon in der Folgesaison in der neuen
Spielklasse eine Spielgemeinschaft. Am 3. August 1963 folgte schließlich die Fusion, als man im Vereinslokal Grötzinger in Leversbach im Rahmen einer Hauptversammlung der beiden Vorläufervereine den neuen Verein „Fußballgemeinschaft Mausauel 1949 e.V.“ aus der Taufe hob. Damit sich alle Orte im Vereinsnamen wiederfanden, wählte man als Vereinsbezeichnung den Namen des alle Orte verbindenden Höhenrückens „Mausauel.“ Die Fußballgemeinschaft Mausauel 1949 (FG Mausauel) war geboren. Zu diesem Zeitpunkt war bereits ab 1962 der Bau des neuen Sportplatzes „An der Maar“ – dem heutigen Platz an der Rather Straße – vorbereitet worden. Am 6. Juni 1964 fand das letzte Spiel auf dem alten Platz „Auf der Heide“ statt. Unmittelbar danach wurde das Gelände zur Bebauung freigegeben, ehe im September 1964 der neue Sportplatz eingeweiht wurde.


Aufstieg bis in die Bezirksliga

Was hiernach folgte, war eine vom Verein bis heute nicht mehr erreichte sportliche Blütezeit. Schnell gelang es, sich mit den engagierten einheimischen Spielern in der neuen Spielklasse zu etablieren. In der Meistersaison 1965/66 glückte der Aufstieg in die erste Kreisklasse. Zu diesem Zeitpunkt begann das verstärkte Engagement des Nideggener Arztes Dr. Walter Heinen, der als Mäzen des Vereines nach und nach sehr gute Spielertrainer und Spieler ergänzend dazuholte. Mit zunehmendem Alter wuchsen jedoch die einheimischen Spieler aus der Mannschaft heraus und wurden durch Gastspieler ersetzt.
Als die F. G. Mausauel in der Saison 1970/71 in die Bezirksliga aufstieg, standen nur noch drei einheimische Spieler im Aufgebot der ersten Mannschaft. Parallel zum sportlichen Höhenflug wurden die Sportanlagen ausgebaut und ergänzt. Zunächst wurde der Rasenplatz um eine Flutlichtanlage ergänzt. Die Anlage entsprach als Viermastanlage mit einer Mastlänge von 12 Metern und einer Leistung von insgesamt 6400 Watt zwar dem damaligen Stand der Technik, war aber kaum ausreichend, um eine
wettkampfgerechte Ausleuchtung zu gewährleisten. Zwei der damaligen Masten stehen mit neuer Beleuchtung heute am Aschenplatz. Dem Bau des heutigen Aschenplatzes als Trainingsplatz und als Höhepunkt der baulichen Maßnahmen folgte am 6. November 1971 die Einweihung des Jugendsportheimes, welches mit erheblicher Eigenleistung des Vereines errichtet wurde und in Größe und Ausstattung für die damalige Zeit richtungsweisend war. Vorausgegangen waren eine langjährige Planung und viele Bittgänge bei einer erheblichen Beteiligung des Vereins (Gesamtvolumen damals: 180.000 DM, davon 60.000 DM von Mausauel, 60.000 DM Sportförderung und 60.000 DM Stadt Nideggen).


Schwere Zeiten: Abstiege und Sportplatzsperrungen
Für den Verein war aber auch insgesamt eine neue Zeit angebrochen. Sein Schwerpunkt verschob sich von Leversbach über Rath nach Nideggen. Insbesondere Nideggener und Rather Neubürger – namentlich zu nennen sind etwa Waltraud Kalmbach und Ernst Keupgen – übernahmen in der Folgezeit Aufgaben und Funktionen im Verein und lösten nach und nach die Aktiven der ersten Vereinsgeneration ab. Ausdruck dieser Entwicklung war auch die am 12. April 1974 um den Ortsnamen Nideggen erfolgte Ergänzung des Vereinsnamens zur FG Mausauel-Nideggen 1949 e.V. Diese Entwicklung hatte jedoch auch eine
Schattenseite. Für viele Leversbacher war Mausauel kein Leversbacher Verein mehr, so dass Mausauel seinen Bezug zu einem seiner Mitgründungsorte zunehmend verlor, nachdem sich 1963 die Altvereine bereits abgespalten hatten. Die spätere Gründung einer eigenen – rein Leversbacher – Freizeitmannschaft war die logische Folge. 1974 endete die erste Blütezeit des noch jungen Vereines: Nach dem Rückzug des Mäzens und verschiedener Sportplatzsperrungen wanderten die Spieler ab und Mausauel setzte zum Durchmarsch von der Bezirksliga in die dritte Kreisklasse an (letzter Abstieg: 1979). Zu allem Überfluss hatte der neue Platz immer wieder Probleme mit der Drainage und der Wasserführung. Er war auf dem früheren sogenannten Rather Maar errichtet worden, wo sich in der Vergangenheit stets Wasser gesammelt hatte. Nach den Berichten alter Rather Bürger sollen im Winter die Kinder dort sogar Schlittschuh gelaufen sein. Am 15. Oktober 1975 starb mit Walter Ott zudem der bis dahin wohl bekannteste Mausaueler Vertreter der Nachkriegs- und Gründungsjahre. Insbesondere in der Jugendarbeit und auch bei der Errichtung des Vereinsheimes hatte er sich hervorgetan. Bei seinem Tod 1975 war er im Verein „Mädchen für alles.“
Seine Aufgaben wurden schließlich durch Albert Belden mitübernommen, der – als es im Vorstand weiter kriselte – hierbei zeitweise die Funktionen des Vereinsvorsitzenden, Geschäftsführers, Kassierers und Mannschaftsbetreuers in Personalunion wahrnahm. Albert Belden war bereits als Jugendbetreuer der FG Leversbach-Rath aktiv. 1959 war er Gründungsvorsitzender
des SC Nideggen und bis Mitte der 80er-Jahre letzter aktiver Vertreter der frühen Mausaueler Vereinsgeneration.


Wiederaufbau durch neue Vereinsgeneration

Was folgte, war eine in weiten Teilen aus „Zugezogenen“ gebildete neue Vereinsgeneration: Mit Waltraud Kalmbach, Ernst Keupgen oder auch Hermann-Josef Zimmermann wuchsen nach und nach über die Jugendabteilung neue Kräfte in die Vorstandsverantwortung. Nach dem im Jahr 1979 erfolgten letzten Abstieg in die dritte Kreisklasse lenkten sie den Verein in eine neue Richtung. Beim Fußball setzten sie auf die Jugendarbeit und den Aufbau einer neuen Mannschaft ausschließlich mit einheimischen Spielern. Sie pflegten hierbei eine enge Zusammenarbeit mit der Jugendabteilung des Nachbarvereines SpVgg
Boich/Thum 1909 e.V., welche später mehr als 40 Jahre dauern sollte. Ferner wurde der Verein mit der im Jahr 1980 erfolgten Gründung der Badminton-Gruppe durch Hermann-Josef Zimmermann und dessen Tochter Silvia Zimmermann auch für andere
Sportarten geöffnet. Ebenfalls auf Initiative von Hermann-Josef Zimmermann folgte im Jahr 1983 die Gründung der Aerobic-Gruppe, die später systematisch zur heute mitgliederstarken Breitensportabteilung ausgebaut wurde. Aktiv in dieser Zeit waren Lilo und Jürgen D. Meyer. Besondere Verdienste um den Verein erwarb sich spätestens ab dieser Zeit „die Familie Kalmbach/Keupgen,“ welche die unterschiedlichsten Funktionen in und für Mausauel wahrnahm und den Verein die folgenden
Jahrzehnte prägen sollte: Waltraud Kalmbach, die später für ihr überragendes Engagement das Bundesverdienstkreuz erhielt, war bereits seit den 70er-Jahren in der Jugendabteilung aktiv, sei es als Jugendgeschäftsführerin oder langjährige Jugendleiterin. Später leitete sie den Verein als erste weibliche Vorsitzende. Ihr Partner Ernst Keupgen war mindestens einmal
Trainer und Betreuer nahezu jeder Mannschaft im Verein. Überdies nahm er mehr als einmal das Amt des Vereinsvorsitzenden wahr. Gleiches gilt später auch für dessen Sohn Jürgen Keupgen oder Monika Keupgen als langjährige Kassiererin. Folgerichtig gelang in der Saison 1985/86 mit einer ausschließlich aus einheimischen Spielern bestehenden Mannschaft der Wiederaufstieg
in die Kreisliga B, der ehemaligen zweiten Kreisklasse. In diese Zeit fallen auch erste Umbauarbeiten am Sportheim, das um ein
Vordach ergänzt wurde. Diese zweite Blütezeit endete jedoch jäh in der Saison 1992/1993 als die erste Mannschaft wieder in die Kreisliga B abstieg und sich nahezu vollständig abmeldete. Es kriselte mal wieder im Vorstand, so dass sich wieder Ernst Keupgen und später dann dessen Sohn Jürgen Keupgen als Vorsitzende zur Verfügung stellten. Auch wenn der Fußball, wie an den maßgeblichen Funktionsträgern zu sehen, in dieser Zeit immer noch prägend für den Verein war, hatte dieser sich gleichwohl durch den Ausbau der Breitensport-Abteilung nachhaltig verändert. Zunehmend entsandte die neue Abteilung
Aktive in den Vereinsvorstand. Auch war der Verein dank des Einsatzes insbesondere von Waltraud Kalmbach zwischenzeitlich
im Fußballkreis Düren führend im Mädchen- und Frauenfußball. Der Kreismeistertitel der Juniorinnen war in fast allen Altersklassen über Jahre fest in Mausaueler Hand.

Erneute Blütezeit in den 90er-Jahren
Die späteren 90er-Jahre waren geprägt durch den Aufbau eines Förderkreises durch Jürgen Keupgen und insbesondere den späteren Vereinsvorsitzenden Heinz Wimmer. Hierdurch konnten die Mannschaften endlich, wie in anderen Vereinen längst üblich, mit ausgebildeten Trainern arbeiten. Die Erneuerung des in die Jahre gekommenen Jugendsportheimes wurde eingeleitet. Schließlich etablierte sich auch der Herrenfußball wieder, als Heinz Klages das Amt des Fußballobmanns übernahm und seine berufliche Tätigkeit als Lehrer dazu nutzte, einige seiner Schüler als Spieler nach Nideggen zu lotsen. Höhepunkt dieser Vereinsphase war der Festkommers zum 50jährigen Vereinsjubiläum am 7. August 1999 in der Sport- und Festhalle Nideggen
mit zahlreichen Ehrengästen aus dem gesamten Kreis Düren. Ein Jahr später gelang überdies sportlich in der Saison 1999/2000 der Wiederaufstieg in die Kreisliga B, wo man sich jedoch nur ein Jahr halten konnte.

Fortentwicklung des Vereins in den 2000er-Jahren
Trotzdem kriselte es hiernach wieder einmal (kurz) im Verein: Nach dem Rückzug von Heinz Wimmer vom Amt des ersten Vorsitzenden ließ sich der bisherige Förderkreis nicht mehr aufrechterhalten. Die Lage beruhigte sich, als der Autor dieser Zeilen kurz den Vereinsvorsitz (2003 bis 2005) übernahm und die Vereinsleitung hiernach lange Zeit Waltraud Kalmbach und Gerd Schirrmacher (2009 bis 2018) oblag. Letzterer zeigte sich auch maßgeblich verantwortlich für die Renovierung des Vereinsheimes. In diese 2000er-Jahre fallen die Gründung des Fördervereines (2003), die Gründung der Taekwondo-Abteilung (2005), die vom Breitensport gewünschte Umbenennung des Vereins in „Sportclub Mausauel Nideggen 1949 e.V.“ (2005), welche unter Anknüpfung an den Namen des Vorläufervereins „SC Nideggen“ zeigen sollte, dass der Verein mehr als ein Fußballverein geworden ist. Zu nennen sind weiter die Einweihung der in Eigenregie finanzierten und errichteten Flutlichtanlage (2009) sowie die sportlichen Erfolge der Fußballfrauen, die es bis in die Verbandsliga schafften, und der Fußballherren unter Fußballobmann Stefan Klages, der seinem Vater Heinz Klages als Obmann gefolgt war. Auch wenn der Mannschaft die Rückkehr in die Kreisliga B nicht mehr gelang, spielte sie viele Jahre „oben“ mit. Trotzdem gab es (mal) wieder einen Tiefpunkt für die Fußballer im Sommer 2008, als sich plötzlich so viele Spieler abgemeldet hatten, dass für die Spielzeiten 2008/09 und 2009/10 keine Mannschaft mehr gemeldet werden konnte. Erst ab Oktober 2009 konnte wieder eine Mannschaft aufgebaut werden, die seit der Folgesaison in Zusammenarbeit mit unserem heutigen Partnerverein FC Montania Berg 1926 e.V. wieder als „SG Berg/Nideggen“ am Spielbetrieb teilnimmt. Nur eine kurze Episode war dem erst im Jahr 2015 in Zusammenarbeit mit den Vereinen aus Maubach, Üdingen, Boich/Thum und Berg gebildeten Jugendförderverein beschieden, der sich in diesem Jahr (2019) auflöste. Beständig und verlässlich ist demgegenüber die Zusammenarbeit mit dem Partnerverein aus Berg, während die Bindung mit Boich/Thum leider zunehmend verloren geht.


Rück- und Ausblick
Rückblickend ist die Vereinsgeschichte von zahlreichen Sprüngen geprägt. Rückschlägen und Krisen der verschiedensten Art folgten stets immer wieder kleinere und größere Erfolge. Als größter Erfolg muss rückblickend die weitsichtige Entscheidung gewertet werden, den Verein vom reinen Fußballverein zu einem mitgliederstarken Mehrspartenverein zu entwickeln.
Was im Jahr 2003 begann, als mit Monika Lövenich als zweiter Vorsitzenden erstmals eine Vertreterin der Breitensportabteilung Verantwortung im „operativen Bereich“ übernahm, stellt sich heute als Glücksfall heraus, wo mit
Marianne Marx und Marisa Broggini insbesondere Breitensportler das Vereinsschiffchen maßgeblich (mit)lenken. Dass seit diesem Sommer auch viele jüngere Aktive – insbesondere Frauen – sich im Vorstand engagieren, bietet berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass unser Verein auch die nächsten 70 Jahre Sportlern der verschiedensten Sportarten ein Zuhause bieten kann und dies unabhängig von etwaigen sportlichen Erfolgen oder Misserfolgen einzelner Abteilungen.


Quellen: u.a. Festschriften der FG Mausauel zum
40jährigen und 50jährigen Vereinsjubiläum